Palterndorf

Der mächtige Wehrturm der mitten in Palterndorf steht, ist ein wunderbarer steinerner Zeuge des Mittelalters. Die Pfarrkirche zeigt noch Spuren ihrer ehemaligen Wehrkraft und einst gab es im Ort auch eine Burg, die aber schon vor Jahrhunderten versunken ist.

Die Geschichte der Burg Palterndorf reicht wahrscheinlich bis ins 12. Jahrhundert zurück. Sie dürfte damals den Hochfreien von Pernegg gehört haben, die sie an die Kuenringer verliehen. Leutold von Kuenring schenkte im Jahre 1290 die Kirche samt dem Patronatsrecht dem Deutschen Ritterorden in Wien.

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Urkunde: Am 20. April 1290 schenkte Leutold von Kuenring das Patronatsrecht über die Kirche von Paltramendorf dem Deutschen Ritterorden. Am 1. Mai erfolgte die Bestätigung der Schenkung durch den Bischof von Passau.

Unter den Zistersdorfern brach im Jahre 1301 ein Streit um das Vogtrecht in Palterndorf aus, den Leutold von Kuenring schlichten konnte. In den Jahren 1314 und 1340 werden die Liechtenstein mit Besitz in Palterndorf erwähnt, den sie im Laufe der Jahre immer mehr ausdehnen konnten, bis ihnen fast der ganze Ort gehörte. Die Rauhenstein hatten in den Jahren von 1315 - 1382 ebenfalls Besitz im Ort.

Es gab auch eine Familie die sich nach Palterndorf nannte und im Ort wohnte, also auf der Burg saß. In den Jahren von 1329 bis 1348 schein ein Engelhart von Palterndorf in Urkunden des Deutschen Ritterordens auf. Im Jahre 1355 starb der Zweig der Kuenringer, den Palterndorf gehörte, aus und so bekamt Engelhart von Palterndorf das Vogtrecht und das Dorfgericht über Palterndorf. Johann von Palterndorf wird im Jahre 1357 genannt. Die Brüder Engelhart, Georg und Otto von Palterndorf scheinen ab dem Jahre 1383 auf. Im Jahre 1393 wird Stefan von Palterndorf genannt. Im Jahre 1429 verkaufte Georg der Palterndorfer seine Besitzungen an Ulrich Eyzinger.

Die Burg von Palterndorf wird im Jahre 1504 zum letzten Mal genannt und dürfte in den folgenden Jahren zerstört worden oder verfallen sein.

Der Wehrturm steht im Hof des Gemeindegasthauses und war einst von Wall und Graben umschlossen. Er wird im Jahre 1414 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals den Liechtenstein. Der Turm wurde aus Bruchsteinen erbaut und hat eine Mauerdicke von über einem Meter. Das Erdgeschoss zeigt ein Tonnengewölbe und ist durch eine später eingebaute Tür zugänglich. Der ursprüngliche Eingang in den Turm ist der Hocheinstieg im ersten Obergeschoss. Dieser war nur durch eine Leiter zu erreichen, wodurch man im Notfall besser geschützt war, denn die Leiter konnte eingezogen werden und dadurch wurde es den Angreifern erschwert, in den Turm zu gelangen. Im zweiten Obergeschoss sind zwei Schießscharten vorhanden, die auch dem Lichteinfall dienen. Link: wehrturm.palterndorf.at

Die Pfarrkirche und der Kirchhof liegen auf einem kleinen Hügel, der künstlich aufgeschüttet wurde. Das Material dazu stammte von einem Ringgraben, der um den Hügel angelegt wurde und heute zugeschüttet ist. Der Kirchhof war einst mit einer hohen und starken Wehrmauer mit Schießscharten befestigt, welche noch im Jahre 1889 bezeugt ist. Der obere Teil der Wehrmauer wurde später abgetragen, weshalb bei der heute noch erhaltenen Mauer die Schießscharten verloren gegangen sind. In ihrem Kern hat die Kirche noch romanisches und gotisches Mauerwerk.

Zeittafel

Urgeschichte Aus dem Gemeindegebiet stammt ein zum größten Teil verschleppter frühbronzezeitlicher Depotfund.
1290 April 10: Leutold von Kuenring schenkte das Patronatsrecht über die Kirche von Paltramendorf dem Deutschen Ritterorden.
Mai 01: Bestätigung der Schenkung durch den Bischof von Passau.
1314 Liechtensteiner als Besitznachfolger der Kuenringer erstmals nachweisbar.
1328 Truppen Königs Johannes von Böhmen fallen in den Ort ein.
14. Jh. bis Anfang 16. Jh. ist ein Adelsgeschlecht der Palterndorfer nachweisbar, das im 15. Jh. dem Ritterstand angehörte. Das feste Haus dieses ritterlichen Geschlechtes könnte der heute noch erhaltene Wehrturm gewesen sein.
1344 Es taucht erstmals die Schreibweise Palterndorf auf. Er entwickelt sich über Paltramdorf und Paldramsdorf. Weitere Varianten waren später Palterendorf, Paltendorf, Palderndorf, Paltendorff u.ä.
1414 In den Urbaren und Grundbüchern der Liechtensteiner wird ein gedrungener got. Bau mit Einstieg im Obergeschoss und Scharten (der Wehrturm) erwähnt.
Das Taiding erwähnt einen gewaltigen Richter, der als Bevollmächtigter der Liechtensteiner wirkte.
1426 Hussiteneinfall
1590 Liechtensteiner besaßen die Grundobrigkeit über 42 Häuser.
1604 44 Gebäude wurden durch ungarische Aufstände zerstört.
1619 Böhmische Truppen verheerten den Ort.
1620 Polen und Mähren drangen in den Ort ein.
1621 Ungarn fielen ein und zerstörten, was nicht schon vorher in Mitleidenschaft gezogen wurde. Kirche und Pfarrhof wurden besonders hergenommen.
1638 Gemeindesiegel - zeigt eine Kirche mit hochragendem Turm und rechts davon eine Madonna mit Christuskind.
1701 - 1706 Kuruzzeneinfall
1745 Bau eines neuen Pfarrhofes
1779 Erste öffentliche Schule in Palterndorf
1782 Pfarrkirche erweitert
1849 Choleraepidemie - 14 Tote
1866 Preißeneinquartierung mit schweren wirtschaftlichen Schäden; Choleraepidemie mit 18 Toten
1874 Gemeinde erhielt das Recht zwei Jahrmärkte abzuhalten. (Termine: Montag nach Cantate - 4. Sonntag nach Ostern und am 19. Oktober)
1882 Einweihung der neuen Schule
1883 Gründung der freiwilligen Feuerwehr
1886 Anschaffung einer neuen Orgel - bis heute in Betrieb
1893 Innenrenovierung der Kirche mit wesentlichen Änderungen
1901 Bau des neuen Friedhofs
1906 Verhandlungen wegen des Bahnbaues Dobermannsdorf - Wien/Stammersdorf gelangen der Hauptsache nach zum Abschluss. Palterndorf übernahm um 45.000 Kronen Stammaktien. Später kamen noch 7.000 Kronen dazu.
Bau des Post- und Telegraphenamtes fertiggestellt.
1909 Eröffnung der Bahn nach Zistersdorf
1910 Hotel Prinz eröffnet
1911 Gemeinde ließ die Böschung vor der Kreuzgruppe mit einer Betonmauer versehen.
1917 Totenhäuschen bei der Kirche abgebrannt.
1925 Palterndorf wird mit elektrischem Licht versorgt.
1927 Gemeindegasthaussaal mit Bühne errichtet.
1930 Kirchturmhelm wird neu gebaut.
1945 Sowjet. Truppen erreichen am 16. April das Gemeindegebiet. Postamt durch Bombentreffer zerstört - im Sommer Beginn des Wiederaufbaus.
1954 Zum ersten Mal Mähdrescher eingesetzt.
Die 1779 erbaute Schule wurde abgerissen.
1956 Der erste Fernsehempfänger im Ort wurde in der Schule aufgestellt. Er war Eigentum des Oberlehrers.
1957 Bau des Regenwasserkanales; Versorgung mit Erdgas
1959 Asphaltierung der Hauptstraße fertiggestellt.
1961 Der letzte Bindenmäher ist verschwunden.
1962 Elektrisches Geläut montiert.
1966 Arbeiten für die neue Volksschule Palterndorf und Dobermannsdorf wurden vergeben.
1969 Mit Beginn des neuen Schuljahres konnte die gemeinsame Schule bezogen werden.
1972 Leichenhalle wird fertiggestellt.
1975 Neues Kriegerdenkmal eingeweiht.
1979 Bahnhofgebäude abgerissen.
1982 Einführung von Straßenbezeichnungen.
1983 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Palterndorf
1987 Eröffnung der neu adaptierten und vergrößerten Posträume.
1988 Einstellung der Bahnlinie Dobermannsdorf-Stammersdorf.
1990 700 jähriges Jubiläum Deutschordens-Pfarre Palterndorf
1991 Markterhebung durch Landeshauptmann Siegfried Ludwig
1993 Eröffnung der Kläranlage
1995 20 Jahre Kindergarten.
Jugendtreffpunkt wurde eröffnet.
1998 Das letzte Kanalrohr wurde verlegt.
Die Ortsmusik von Palterndorf erhält eine neue Tracht.
2001 Erste Aufführung des neuen Theatervereins "PADO".
Neuer Ortsplan wird vorgestellt.
2002 Postamt geschlossen
1. Marterlwandertag des neuen Vereins "Palterndorf-Aktiv"
2003 Fertigstellung Innenrenovierung der Pfarrkirche Palterndorf
2004 Altstoffsammelzentrum wurde eröffnet
Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses durch Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll
2005 Restaurierung Wehrturm und Eröffnung
2006 Nachmittagsbetreuung in der Volksschule eröffnet
2008 Errichtung einer dritten Kindergartengruppe
125-Jahr-Feier der Freiwilligen Feuerwehr Palterndorf